Montag, 31. Mai 2010

Muschipenis (Immergutrocken 2010 – Teil 1) [Cappui]

Alle Jahre wieder Ende Mai macht sich Sascha bekanntlich auf den Weg vom beschaulichen Kiel ins noch beschaulichere Neustrelitz an der mückengeplagten Mecklenburger Seenplatte. Immerhin ist es bereits das achte Immergut-Festival – sogar in Folge –, was bei meinen jungen 32 Lenzen damit immerhin fast ein Viertel der Letztes-Maiwochenende-Aktivitäten meines Lebens ausmacht. Man kann somit pathosgetränkt durchaus getrost sagen: Das Immergutrocken ist ein Teil meines Lebens.

Immergut2010Dass im Jahre 2010 schon im Vorfeld alles anders ist, wirkt zunächst befremdlich: Drei Bühnen statt zwei, unbekannte Bands statt guter, Fußballturnier in Alt- statt Neustrelitz – nur drei von vielen Neuerungen, die nach dem Jubiläumsfestival des Vorjahres (größtenteils) bedingt durch eine neue Veranstaltercrew anfallen. Immerhin bleibt entgegen anders lautender Gerüchte das Festivalgelände das gleiche, und auch die Anzahl der Ticketverkäufe wird nicht angehoben. Wobei man bei letzterem gar nicht sicher sein kann, denn das Immergut ist 2010 tatsächlich erstmals seit vielen vielen Jahren – ich selbst hatte dies noch nie erlebt – nicht ausverkauft.

Wieder einmal wird auf die bewährte Sascha & The Buried-Kiel-Crew um Tim, Tine und Offi gesetzt, wieder einmal entschließen wir uns für die Odyssee-esque Anreise mit der Deutschen Bahn mit Umstiegen in den vier wohl schönsten Üs Deutschlands: Lübeck, Büd Kleinen, Güstrow, Bützow. Bereits im Bummelzug durch Schleswig-Holstein zeigt sich, dass dieses Quartett nichts von seinem ihm angeborenen Charme verloren hat: Sascha freut sich über griechische Restaurants, Seen und Pferde, die vorbeirauschen. Offi findet letztere lecker und vergleicht Bahn- mit Schiff- und Skifahren. Und Tim hat die monatelange Vorbereitung in so große Kalauer wie „Plön ist schön“ investiert. Hammer! Nur manchmal sind wir alle gleichzeitig still. Dann bekommt man notgedrungen mit, was andere Menschen so während der Bahnfahrt reden – beispielsweise ein paar (pre-?)pubertäre Mädels einer Schulklasse, von denen wir allerdings nur Bruchstücke mitbekommen. Eins davon war: „... und wenn wir dann heiraten würden, würde ich mit Nachnamen Muschi Penis heißen.“ Das Schlagwort des Immergutrocken 2010 war damit geboren.

Da im Jahre 2010 aber alles anders ist, verpassen wir erstmals einen Anschlusszug, weil im Regionalzug von der nichthübschen Landes- in die hübsche Nichtlandeshauptstadt kein Bahnangestellter zugegen war, den man darum anbetteln konnte, den Anschlusszug ein Minütchen warten zu lassen. So sehen wir am Lübecker Bahnhof noch durch ein Fenster, wie sich unser Anschluss ohne uns und auch die andere Kieler Immergutgruppe um Matze und Kadda in Bewegung setzt. Dank einer App in Tims Hightech-Handy erfahren wir, dass Neubrandenburg irreführenderweise in Mecklenburg-Vorpommern liegt und wir daher mit unserem Schleswig-Holstein-Ticket eine neue Route nehmen können, bei der wir uns zwei Umstiege sparen können. Kostenpunkt: Zwei Stunden Verspätung.

Natürlich sind wir erst einmal angefressen, ausgebrannt, ja geradezu ausgeneubrandenburgt, dass wir in Lübeck zu einer Stunde Zwangsaufenthalt gezwungen werden. Aber wir machen das Beste draus und trinken erst einmal unser erstes Bier. Wir entschließen uns dazu, die Pfanddosen in den Müll zu schmeißen, weil sich kein geeigneter Abstellplatz für Pfandsammler am Bahnhof finden lässt. Wenige Sekunden später sehen wir dann einen Mann mit Gehwagen, der eben diesen Mülleimer durchsucht und unsere dummerweise zerdrückten Dosen wieder heraussammelt. Natürlich hätte er uns ja schon vorher nach den Dosen fragen können, aber dennoch beschleicht uns ein leicht schlechtes Gewissen, was dadurch, dass eine Nonne den Herrn kurz darauf anspricht und ihm ihre Hilfe anbietet, nicht gerade erleichtert wird. Unsere gute Tat zur Gewissensbisstilgung passiert aber nur wenig später: Wir nehmen einen Mann auf unserem Schleswig-Holstein-Ticket mit nach Bad Kleinen, damit dieser dort seine eigene gute Tat vollbringen kann. So sind wir: Wir haben extra nicht mehr Freunde, damit wir noch einen Platz im Notfall auf dem Ticket frei haben.

Der Rest der Fahrt verläuft glücklicherweise unspektakulär, und auch der letzte Umstieg vom Neustrelitzer Bahnhof zum Festivalgelände verläuft reibungslos. Mit Beruhigung stellen wir fest, dass der Großteil der Mitbahner bereits beim volleren und insgesamt asigeren Zeltplatz abbiegt und der idyllischere, schönere, bessere Zeltplatz neben der Post noch immer eher einen Geheimtipp darstellt. So beziehen wir wieder unseren Stammplatz und genießen es, dass die Zelte wie immer nicht so dicht an dicht stehen wie „drüben“. Dass es während des Zeltaufbaus zu schütten beginnt, was den dummen Sascha aber nicht davon abbringt, unbedingt noch den als Hintereingang fungierenden Haupteingang bis zum Ende aufzubauen, statt sich ins trockene Zelt zu retten, sei noch als Randnotiz genannt. Nach dem Schauer gibt’s noch ein Ankunftsbier, um dann das Wegbier zu öffnen – auf dem Weg zum Festivalgelände, denn es gilt, die ersten Bands zu begutachten.

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