Montag, 7. Juni 2010

Reingehört: Far [Musik]

FarHachja, der Jonah Matranga. Wenn man mich nach den fünf wichtigsten, einflussreichsten Musikern für meinen Geschmack fragt, darf er einfach nicht fehlen. 2001 war es, als auch ich auf der hohen Emo-Welle surfte und das „Album des Monats“ in der Visions unbedingt konsumieren musste: „Thriller“ von New End Original war neben Thursdays „Full Collapse“ der endgültige Höhepunkt einer Szene, die nie eine eigene sein wollte und letztlich im Teenie-Screamo-Einheitsbrei unterging. New End Original galten dabei als „Supergroup“, denn sie bestand aus Mitgliedern der aufgelösten Bands Texas Is The Reason und Far. Beiden Bands näherte ich mich dann posthum an und war ebenfalls begeistert, insbesondere von „Water & Solutions“, dem vorerst letzten Werk Fars, der ersten Combo von Jonah Matranga.

Mittlerweile ist viel Wasser das Emo-Gesicht runtergeflossen, und da trauen sich die alten Hasen nun doch wieder aus ihren Löchern. Texas Is The Reason spielen zumindest wieder Liveshows, und Far haben mit „At Night We Live“ tatsächlich ein neues Album veröffentlicht – das erste seit rund zwölf Jahren. Die Vorfreude war groß, zumal Jonah Matranga nach der Auflösung der viel zu kurzlebigen New End Original nie von der Bildfläche verschwand. Denn der Sänger startete nicht nur mit der Band Gratitude einen ebenfalls kurzlebigen, schon beinahe indiepoppigen, aber letztlich erneut vergeblichen Versuch, Platten zu verkaufen. Nebenbei trat er auch immer wieder solo in Erscheinung – zunächst unter dem „New End Original“-Anagramm „Onelinedrawing“, später dann der Einfachheit halber unter eigenem Namen. Und er spielte vor allem dreimal binnen 19 Monaten im wundervollen weltruf in Kiel. Den Mann muss man einfach live erlebt haben, denn er singt mit einer solchen Inbrunst, einer solchen Intensität seine Lieder aus allen seinen musikalischen Stationen – und ungemein sympathisch, wenn auch sehr pathetisch, ist der Jonah auch noch.

Aber kommen wir nun endlich zur Antwort auf die Frage, was denn „At Night We Live“ taugt. Zunächst war ich natürlich äußerst euphorisiert, aber im Laufe der weiteren Hördurchgänge nutzt sich das Album leider schneller ab, als man es sich hätte wünschen können. Sicher, da haben wir mit der ersten Single „Deafening“ gleich einen Opener, der tatsächlich an alte Glanztaten anknüpft. Wütende Gitarren und vor allem die wundervoll wandlungsfähige Stimme Matrangas waren schon eh und je das Markenzeichen der schnelleren Songs aus seiner Feder. Aber schon ab dem zweiten Song dümpelt das Album böse vor sich hin: „If You Cared Enough“ und besonders das mit Handclaps angereicherte „Give Me A Reason“ erinnern eher an schlechte Lieder von Jimmy Eat World. „Burns“ und „Are You Sure?“ fehlt trotz klarem Uptempo irgendwie die Energie früherer Tage und klingen doch eher nach belanglosem Radiopop. Auch dem langsamen „When I Could See“ hätte mehr Intensität sehr gut getan, dann wäre der Song gar auf dem Deftones-Meisterwerk „White Pony“ nicht negativ aufgefallen. So bleiben Highlights leider Mangelware. Doch es gibt sie: „Fight Song #16,233,241“ ist zwar klischeebeladen ohne Ende mit Metal-Slogans, doch macht das Lied nicht nur Spaß, wenn man – wie das gesamte weltruf im Juli 2009 – selbst an den Grölstellen im Song mitwirken durfte. Und mit dem Titelsong sowie dem siebenminütigen „The Ghost That Kept On Haunting“ knüpft Jonah Matranga sogar an seine „New End Original“-Zeiten an.

So ist „At Night We Live“ sicherlich kein schlechtes Album, für einen musikalischen Meilenstein oder gar die Wiederbelebung eines toten Genres reicht es aber beileibe nicht. Natürlich schön, dass Far zurück sind - aber da höre ich dann doch lieber die alten Hits.

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