Montag, 21. April 2008

Get Well Soon live @ Mandarin Kasino Hamburg (17.04.2008) [Musik]

Nach schier endlosen Verzögerungen erblickte das Debütalbum von KONSTANTIN GROPPERS Band GET WELL SOON namens "Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon." im Januar diesen Jahres endlich das Licht der Musikwelt. Ich war von diesem wundervollen Stück Indiefolk gleich wie verzaubert, gab dem Album sechs Sterne mit dem Versprechen, nach einem Live-Konzert vielleicht sogar nachträglich die Höchstpunktzahl aus dem Hut zu ziehen. Dementsprechend hibbelig bin ich auch schon auf der Fahrt nach Hamburg.

Im altehrwürdigen Mandarin Kasino, dem früheren Mojo-Club, findet das nördlichste Konzert der "Rest Now"-Tour statt, und wie schon auf den vorherigen Tourstops ist der Club mehr als nur gut gefüllt - er ist proppevoll! So schäbig das Ambiente auch von außen wirkt, so schön ist das Mandarin Kasino dafür von innen: Eine recht hohe Bühne mit insgesamt 360 orange/rot-farbenen Glühbirnen im Hintergrund scheinen genau das richtige Ambiente für den 25-jährigen Wahl-Berliner zu sein, denn genau so "abgehoben" wie sein heutiger Arbeitsplatz wirkt sein ambitioniertes Debüt.

Über den Support, den mittlerweile ebenfalls in Berlin lebenden Iren KEN BURKE, muss man nicht viele Worte verlieren. Seine kleinen Songs erinnern beizeiten an CHRIS CARABBA von DASHBOARD CONFESSIONAL nach dem einen oder anderen Bier zuviel, verfehlen aber gerade deshalb ihre Wirkung nicht: Zollen ihm die rund 500 Zuschauer zu Beginn noch keinerlei Aufmerksamkeit, sind sie nach vier bis fünf Liedern plötzlich ganz Ohr. Dass BURKE keine Beifallsstürme entgegenbrausen, liegt weniger an ihm denn an den sehr dünnen Plastikbechern, in denen das Mandarin Kasino die Getränke abfüllt und die sich zwecks Applaudieren einfach nirgends zwischen zwei Körperteile einklemmen lassen wollen. Doch der Ire merkt auch von alleine, dass er viele Sympathien an diesem Abend gewinnt und beendet sein Set auch noch mit seinem besten Song: 'Magical' widmet er dabei seiner im Sommer zu erwartenden Tochter. Irgendwie nett.

Doch so sehr KEN BURKE auch zu gefallen weiß, so weit bleibt er dennoch hinter GET WELL SOON zurück: Die siebenköpfige Band betritt zehn Minuten später zu einem äußerst seltsamen Intro die Bühne und beginnt dann auch gleich mit dem Präludium des Albums. Erst beinahe geflüstert, im Songverlauf dann immer fordender und energetischer singt Frontmann und Mastermind KONSTANTIN GROPPER den Albumtitel ins Mikrofon. Schnell wird einem klar: GET WELL SOON ist live eine ganz andere Hausnummer und weiß durchaus zu rocken. Die ambitionierte Instrumentierung des Albums mit Bläsern und Streichern wird aber dafür keinesfalls geopfert: Trompeter SEBASTIAN BENKLER ist bei jedem Song mit dabei, GROPPERS Schwester VERENA weiß auf der Geige zu überzeugen - zudem übernimmt sie auch alle weiblichen Gesangsparts und wird dabei teilweise von BENKLER gedoppelt. Natürlich läuft man gerade als noch junge Band damit Gefahr, dass am Ende außer einem Soundbrei nicht mehr viel übrig bleibt, doch das Septett schafft es tatsächlich von der ersten Minute an, die versammelte Hamburgschaft mit offenen Mündern dastehen zu lassen.

Neben fast allen Songs von "Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon." - unter anderem ein live deutlich zickigeres und beinahe dancefloor-geeignetes 'If This Hat Is Missing I Have Gone Hunting' - werden auch einige Songs von zuvor in Eigenregie produzierten und vertriebenen EPs dargeboten. Diese bekommen einen eigenen kleinen Zwischenblock während des Konzerts, was aufgrund des leichten stilistischen Bruchs auch durchaus angebracht ist - live merkt man noch viel eher, wie die Songs des Albums eine Einheit bilden.

Während man im Publikum gerade erst jetzt wahrnimmt, dass KONSTANTIN GROPPER wider Erwarten gar nicht so introvertiert, menschenscheu und "abgehoben" ist, wie man es ob des Albums denken könnte, ist auch schon eine Stunde des Konzerts um. Die Band beendet das Set mit der aktuellen Single 'Witches! Witches! Rest Now In The Fire', in der sie auch live den zweifachen Taktwechsel im Song problemlos vollziehen, sowie mit dem live auf elektronische Schnickschnacks verzichtenden 'Ticktack! Goes My Automatic Heart'. Das Ende des Liedes singt GROPPER mehrere Meter vom Mikrofon entfernt - was für eine Stimme für einen 25-Jährigen! In der Zugabe gibt es mit 'Your Teenage F.B.I.' - einem Stück "übers Erwachsenwerden und über Akte X" - gar noch einen brandneuen Song und mit ROXETTES 'It Must Have Been Love' eine skurrile, aber Gänsehaut erzeugende Coverversion.

Insgesamt ganz großes Kino, 95 Minuten lang. Nur den siebten Stern, den bekommt das Album nun nicht, denn wenn GET WELL SOON es so aufgenommen hätten, wie sie es live spielen, wäre es noch deutlich intensiver gewesen.

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