Mittwoch, 28. Juli 2010

Seabear und das IPad [Musik]

Eins steht mal fest: In der Werbebranche sitzen offenbar eine Menge sehr geschmackssicherer Menschen, was Musik betrifft. Anders lässt es sich wohl kaum erklären, dass sich so manche LoFi-Indie-Songwriterperle als Hintergrundbeschallung in TV-Spots wiederfindet. So sehr es einen auch für den Künstler freut, wenn er durch die Nutzung seines Songs ein paar Monate lang seine Miete problemlos zahlen kann, so sehr läuft man als Musikfan allerdings auch Gefahr, dass man das Lied – und manchmal noch viel schlimmer: den Künstler – ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr ertragen kann. Dabei kommt es aber auch immer drauf an, wer denn bitteschön der Werbekunde ist.

Bestes Beispiel: Lisa Mitchells „Neopolitan Dreams“, welches im letzten Jahr erschreckenderweise für die deutsche Telekom Pate stehen musste. Nun ist Lisa Mitchell als Gewinnerin einer australischen Castingshow per se schon ein schwieriger Fall, aber damit konnte ich mich noch arrangieren. „Neopolitan Dreams“ hinterlässt aber seitdem einen faden Beigeschmack bei mir.



Der TV-Spot für NIKON-Digitalkameras hingegen benutzt das traumhaft schöne „Welcome Home“ von Radical Face. Hinter dem Bandnamen steckt mit Ben Cooper übrigens eine Hälfte des in Europa bekannteren Indielectro-Projekts Electric President. Das Lied werde ich auch weiterhin lieben können.



Ähnliches gilt auch für den Song „One, Two... One“ von Eric Elbogens Band „Say Hi (Yo Your Mom)“, welcher in der aktuellen Cadillac-Reklame läuft. Die Band kennt man hierzulande fast gar nicht, denn von den bislang sechs tollen Alben erschien in Europa nur ein einziges via Devilduck Records. Sehr schade.



Bei „You Always Make Me Smile“ von Kyle Andrews muss ich erst noch abwarten, ob mir der Song nicht vielleicht irgendwann aus dem Hals heraushängen wird. Unterschied zu den oben genannten Liedern ist hier aber schon einmal, dass ich weder den Sänger noch seinen Song vor der Werbung kannte.



Oftmals werden Lieder aber auch eigens für Werbespots „komponiert“: Als Grundlage wird einfach ein bereits existenter Song genommen und dieser an einigen wenigen Stellen verändert. Ich komme leider gerade nicht drauf, aber es existiert beispielsweise ein Song, der sowas von abgekupfert ist von Madonnas „Ray Of Light“. Ich dachte bislang, dass der Originalkünstler bei solchen offensichtlichen Kopien immerhin auch noch ein bisschen Geld bekommt. Aber wie ich vor wenigen Tagen gelesen hab, scheint dies nicht immer der Fall zu sein: Die isländische Indieband Seabear wunderte sich via Facebook sehr über die aktuelle IPad-Werbung: Im Hintergrund laufe doch zu Beginn eindeutig deren 2007er Song „I Sing I Swim“. Ich hörte schnell mal rein via Winamp und konnte den Unmut Seabears schon verstehen. Aber hört selbst: Hier die aktuelle IPad-Werbung:



Und hier das Video zu Seabears „I Sing I Swim“:



Verblüffenderweise scheint Apple nicht nur die Musik geklaut zu haben, denn Seabear präsentieren in ihrem Video sogar so etwas wie den Prototyp des IPad – nur, dass dieser sogar noch zusammenklappbar ist.

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