Dienstag, 2. Oktober 2007

“More Culture, less Prostitutes” [Perlen für die Säue]

Vorkehrungen werden getroffen im Blauen Engel zum Auftakt der “Blauer Montag”-Herbstsaison: Alle Tische direkt vor der Bühne werden rausgeschmissen, denn es soll ja schließlich kein Sitzkonzert werden, wenn The Jakpot mal zu Gast sind. The Jakpot? Richtig, wie der Name schon vermuten lässt, spielt die Band aus Manchester tanzbaren Indiepop typisch britischer B(r)auart.

Eigentlich sind The Jakpot ja viel zu spät dran. Vor zwei Jahren, im musikalischen Fahrwasser von Maximo Park und Th­e Kooks, da wäre ihr demnächst erscheinendes Debüt-Album “Throw Away Culture” vermutlich noch weggegangen wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Aber das Quartett gehört nunmal zu der nachkommenden Generation, zusammen mit Bands wie den Wombats und Little Man Tate haben sie es natürlich ungleich schwerer, noch den Durchbruch zu schaffen. So heißt es auf ihrer myspace-Seite “Blauer Engel, Kiel” zum Tourabschluss ihrer bereits dritten kleinen Deutschlandreise innerhalb der letzten zehn Monate statt “Große Freiheit, Hamburg”. Oder wie Sänger und Gitarrist Matt Watkins es simpel ausdrücken würde: “More culture, less prostitutes”.

Als Gewinner der späten Bandgeburt dürfen sich die rund 150 Gäste im Blauen Engel fühlen, die rund 60 Minuten bestens unterhalten werden. Gleich zu Beginn spielen The Jakpot mit “Turning Point” ihren Überhit, der in einer besseren Welt stündlich auf delta radio laufen würde. In ihren Songs geht es vor allem ums Aufwachsen, ums Älterwerden - und weil The Jakpot Briten sind, natürlich auch um das Bier nachm Feierabend. Tanzbar ist es wie Hulle, klingt mal nach Maximo Park, mal nach den Fratellis, mal nach den Libertines und hat natürlich in jedem zweiten Song Mitsingstellen mit dutzenden ‘la’s, ‘ba’s und ‘da’s, die man auch im Delirium noch mitschmettern kann. Mitten im Set darf Matt Watkins auch noch zwei Songs solo darbieten, dann klingt das ganze nach den Kooks. Nein, innovativ sind The Jakpot nicht, aber darum geht‘s ja auch nicht.

Die Melodien stehen gegenüber den beiden Gitarren klar im Vordergrund, Leadgitarrist Neil Duckworth nutzt daher seine häufigen “spielfreien” Passagen in den Songs, um das Publikum zum rhythmischen Mitklatschen zu animieren. Dies klappt im Laufe des Konzerts auch immer besser, der Funke springt langsam über: Während anfangs nur die erste Reihe, die von der Insel mitgereisten “Ultras” der Band, die sich passenderweise “The Blak Jaks” nennen, sichtbar mitfeiert, verwandelt sich der Blaue Engel mehr und mehr in einen Tanzclub.

Während des Konzerts werde ich gefragt, wo denn plötzlich all diese Indiemenschen her kommen. Ich weiß es nicht. Ich kann nur hoffen, dass sie alle spätestens zu den Mary Onettes Ende Oktober wieder den Weg in den Blauen Engel finden. Die Herbstsaison ist eröffnet, und sie hätte kaum stimmungsvoller eingeläutet werden können!

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